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Zum schulanfang Ein Brief an dich, liebe Mama, lieber papa!

Aktualisiert: 22. Sept.

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Morgens, wenn dein Kind mit Tränen in den Augen vor dir steht, passiert auch etwas in dir.

Vielleicht spürst du Traurigkeit, weil dir der Abschied schwerfällt. Vielleicht Unsicherheit, weil du dich fragst, ob alles gut gehen wird. Vielleicht Schuldgefühle, weil du dein Kind dort lässt, wo es sich noch nicht ganz sicher fühlt.


Ich möchte dir heute etwas sagen, das so oft vergessen wird: Nicht nur dein Kind darf fühlen, auch du. So wie dein Kind das Recht hat, traurig, ängstlich oder unsicher zu sein, hast auch du das Recht, all diese Gefühle zu haben. Viele Eltern glauben, sie müssten stark und gefasst wirken. Doch Stärke bedeutet nicht, keine Gefühle zu haben. Stärke bedeutet, sie zu spüren und trotzdem liebevoll den nächsten Schritt zu gehen.


Genau das lebst du deinem Kind vor, wenn du morgens loslässt, auch mit Kloß im Hals. Wenn du die Tränen in dir wahrnimmst und gleichzeitig den Mut findest, dein Kind in die neue Situation zu begleiten. Wenn du dir erlaubst, deine Gefühle zu spüren und trotzdem Vertrauen wählst. So entsteht Verbindung. Dein Kind spürt: „Auch Mama oder Papa haben Gefühle.“


Dein Kind ist beim Schulanfang gerade einmal fünf, sechs oder sieben Jahre jung. Für dein Kind ist höchstwahrscheinlich alles neu. Es hat noch keinen Rucksack voller „Ich hab das schon mal geschafft“-Momente. Es hat nur das Hier und Jetzt. Und da sind die Gefühle manchmal überwältigend. Für uns Erwachsene ist das manchmal schwer zu greifen, weil wir schon so viele Erfahrungen gesammelt haben.


Unsere Kinder stehen in diesen ersten Schulwochen vor etwas Großem: neue Räume, Lehrer, neue Kinder, neue Abläufe. Stell dir einmal vor, du ziehst in eine neue Stadt. Alles ist neu für dich und ich frage dich: Würdest du dich sofort sicher und leicht fühlen? Wohl kaum. Und doch erwarten wir das oft von unseren Kindern. Sie haben nur ihre Gefühle und die brauchen Raum.


Darum bitte ich dich: Lass die Tränen deines Kindes morgens da sein. Halte es. Spiegle es: „Ich sehe, du bist traurig.“ Erfindet kleine Abschiedsrituale. Und erinnere dich: Tränen sind kein Zeichen von Schwäche. Sie sind ein Zeichen dafür, dass dein Kind gerade etwas ganz Großes bewältigt.


Ich bin mir sicher, dass es mit der Zeit leichter wird und dass du ganz bald am Nachmittag ein lachendes, stolzes Kind abholst.


Also, liebe Mama, lieber Papa: Erlaube nicht nur deinem Kind, seine Gefühle zu leben. Erlaube es dir selbst. Denn genau darin liegt die größte Stärke, die du weitergeben kannst: Gefühle sind kein Feind. Sie sind unser innerer Kompass. Gefühle müssen nicht unterdrückt werden, sondern wollen gelebt werden.


Mit viel Liebe und tiefem Verständnis für groß und klein

Herzblume Melanie

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